Von Türmen, Tempeln und goldenen Tellern…

Bild: Restauramt Fang Shan im Behai Park in Peking, China - Reiseblog von Frank Seidel

Peking, 07.09.2006 (Weltreise, Tag 54)

Heute mache ich wieder Peking unsicher und bin in vielerlei Ecken unterwegs. Was es da so alles zu sehen gibt, ist fast schon zu viel des Guten. Und immer wieder dieser stinkende unglaubliche Verkehr – was das angeht, müssen die Chinesen noch verdammt viel lernen…

Eine riesige Glocke…

An einem bestimmten Platz findet man die wohl berühmtesten Türme der Stadt, die sich hier quasi gegenüber stehen…

Ohne Fleiß keinen Preis! Erste (und einzige) Herausforderung des Glockenturms ist wieder eine Treppe, die man aber leicht bezwingen kann. Ale Belohnung wird man dann von einer viereinhalb Meter hohen und 42 Tonnen schweren Glocke aus dem Jahre 1420, die dem Turm seinen Namen gibt, empfangen…

Und eine Aussicht auf die Umgebung hat man auch noch – Smog inklusive.

Peking und der Smog – das gehört (leider) zusammen. Meistens hängt diese Abgasglocke über der Stadt und die Sonne hat große Mühe, sich durchzukämpfen. Hin und wieder gelingt es aber doch und dann gibt es tatsächlich einen blauen Himmel. Ich hatte dieses Glück insgesamt an lediglich zwei Tagen…

Jetzt wird getrommelt…

Vom Glockenturm aus kann man schon den zweiten Turm, den Trommelturm, sehen. Er hatte für die Chinesen eine größere Bedeutung und ist besser erhalten – oder sollte man sagen renoviert?

Oben angekommen ist man dann im Paradies für Trommler: ob groß oder klein – hier findet sich für jeden etwas. Erstmals wurde der 47m hohe Trommelturm im Jahre 1272 gebaut und danach mehrmals um- bzw. neu gebaut. Gemeinsam mit dem Glockenturm diente er als Zeitansage im kaiserlichen China.

Wenn man einem Schild glauben darf, gibt es hier auch die größte Trommel der Welt. Der Durchmesser beträgt 2,85 m und die Trommel hat ein Gewicht von 625 kg…

Die Umgebung beider Türme ist eher trist und grau und nicht besonders sehenswert. Daraus kann man schließen, dass die Türme im Leben der Menschen heute keinerlei Rolle mehr spielen.

Ganz im Gegensatz zu einigen Fahrradrikschas. Deren Fahrer warten gemütlich auf Kundschaft – bei mehr als 30° und hoher Luftfeuchtigkeit ganz sicher kein Vergnügen (für die Fahrer)…

Das Kloster lebt…

Weiter geht es, quer durch die Statd, zum Lamatempel Yonghe Gong. Das ist Pekings größtes und prächtigstes Tempelkloster – er zählt zu den allerersten Attraktionen der Stadt. Dem Kaiserpalast oder dem Himmelsaltar hat dieser Palast der Harmonie sogar eines voraus: er ist kein Museum, sondern wird noch von Mönchen bewohnt…

Der Tempel war ein Projekt der Mandschu-Kaiser – die gelb glasierten Dachziegel zeugen davon – und um zu dokumentieren, dass das zuvor einverleibte Tibet und die ebenfalls lamaistischen Mongolen im Reich gut aufgehoben seien, mochte der Hof nicht knausern…

Pekings beliebteste Grünanlage…

Wieder ein Ortswechsel und wieder ein neuer Park: der Beihai Park. Der einstige kaiserliche Garten ist Pekings beliebteste Grünanlage. Ob Bootfahren im Sommer oder Eislaufen im Winter – der 68 Hektor große Nord-See ist immer frequentiert…

Über eine Brücke gelangt man zur Insel Qiongdao mit dem Wahrzeichen des Parks: der Weißen Dagoba, einer 36 m hohen Flaschenpagode aus dem Jahr 1651…

Ich glaub ich bin Kaiser…

Etwas ganz Besonderes findet man, wenn man den Park rechts herum umrundet: das Restaurant Fang Shan.

Im Bereich eines früheren Lustschlösschens (Halle des Wellengekräusels) gelegen, wird hier noch die imperiale Kultur gepflegt: es wird stilecht – und zwar ausnahmslos – nach alten Rezepten der Palastküche gekocht. Und empfangen wird man auf eine ganz besondere Art und Weise…

Innen ist alles golden und man wird hofiert wie der Kaiser höchstselber – nicht ganz billig aber traumhaft schön. Unter festlicher Beleuchtung kann man sich den Gaumenfreuden hingeben.

Es gibt hier aber keine normale Speisekarte, sondern diverse Zusammenstellungen, die man sich auf Fotos anschauen kann. Jeder wählt das aus, was er mag und alles wird auf einmal serviert…

Ich lasse mir das natürlich nicht entgehen und bin hinterher durchaus zufriden. Obwohl ich manches bei der Bestellung nicht kenne, bin ich positiv überrascht und esse alles auf. Gekostet hat dieser Spaß 376 Yuan (39 Euro)…